Afghanistan - Entwicklung, Gesundheit, Bildung & Nothilfe

Momentanes Engagement

Global Team unterstützt durch Fundraising die Arbeit des örtlichen Partners, der in den Sektoren Entwicklung, Gesundheit, Bildung & Nothilfe tätig ist. Auch berichten wir in unseren Publikationen regelmäßig über Projekte und die Situation in Afghanistan. Wir möchten zu diesem geschundenen Land stehen und sehnen uns mit den Afghanen nach einem verlässlichen Frieden und Sicherheit in diesem Land.

Dorfentwicklung, Landwirtschaft und Nachhaltigkeit

Ein besonderes Augenmerkt liegt auf einer abgelegenen Region mitten im zentralen Hochland Afghanistans. Hier liegt der Lal Distrikt in der Provinz Ghor. Die bergige und schwer zugänglichen Gegend wird fast ausschließlich von der Volksgruppe der Hazara bevölkert. Unsere Partnerorganisation betreibt hier schon seit vielen Jahren ein Dorfentwicklungsprojekt. Die Tälern sind steil und eng, weshalb die Häuser innerhalb desselben Dorfes weit voneinander entfernt sind. Schnee schneidet die Gemeinden in den Wintermonaten ab. Die Auswirkungen des Klimawandels sind heute deutlich spürbar. Selbst ohne diese verursachten in der Vergangenheit wiederkehrende Ereignissen Ernteausfällen und Hunger.

Abgeschnitten vom Rest Afghanistans ist die Gegend auf ironischer Weise trotzdem mit globalen Stellvertreterkriegen verbunden, die weitab von afghanischem Boden ausgetragen werden. Traditionell ziehen Hazaras zur Arbeit in den Iran. Einige haben sich dort niedergelassen, andere pendeln als Wanderarbeiter, um Geld für ihre Familien zu beschaffen, die in Lal bleiben.

Schätzungsweise 20.000 Hazaras aus Afghanistan wurden von der iranischen Armee rekrutiert, um zwischen 2013-2018 im syrischen Konflikt an der Seite des Regims als schiitische Fatemiyun-Milizen zu kämpfen. Sie erhielten eine Wohnung und nach drei Einsätzen wurde ihnen die iranische Staatsbürgerschaft und ein Gehalt auf Lebenszeit gegeben. Die Wirkung der Sanktionen gegen den Iran haben jedoch den Wert des Solds von 225 US Dollar pro Monat auf knapp über 100 Dollar sinken lassen. Auch sind die Kriegsverluste sehr hoch und diejenigen, die in die Heimat zurückkehren sind stark traumatisiert, da sie in den blutigsten Schlachten des Konfliktgebietes gedient haben.

Vor diesem Hintergrund ist das Projekt in den Bereichen Landwirschaft, Trinkwasser, Gesundheit, aber auch psychische Erkrankung, Drogenkonsum, Bildung und Kindersterblichkeit gefordert und möchte sowohl Ursachen als auch die Folgen von Marginalisierung und Armut bekämpfen. Kürzlich hat eine Evaluierung dem Projekt eine wirksame Arbeit bescheinigt.

Über Spenden konnte Global Team den Bau einer neuen Flugpiste unterstützen, die den Zugang zum Projektgebiet erleichtern wird.

Afghanistan ist ein landwirtschaftlich geprägtes Land. Die Umwelt ist aber durch Krieg, Klimawandel und unangepasste landwirtschaftliche Bewirtschaftung beeinträchtigt, und das führt immer wieder zu Hungersnöten und Mangelernährung. Trotz des Krieges initiiert unsere Partnerorganisation ein neues Projekt, das die Erforschung und Anwendung nachhaltiger landwirtschaftlicher Techniken und Methoden zum Ziel hat. Auf der Grundlage von Permakultur-Prinzipien wird in Masar-e Scharif eine Agroforst-Demonstrationsfläche angelegt, auf der mit ökologischen Anbaumethoden experimentiert werden kann. Permakultur ist eine Methode, welche die Bereiche Land, Ressourcen, Mensch und Umwelt optimal zu kombinieren versucht. Bei der Agroforstwirtschaft baut man mehrjährige mit einjährigen Pflanzen gemeinsam an, was zu stabileren Erträgen und einer vielfältigeren Produktion führt.

Die Mitarbeiter der Partnerorganisation schreiben dazu: „Wir vernetzen uns auch mit anderen NachhaltigkeitsInitiativen im Land, um einen Zusammenschluss zu bilden, der sich für ein gesünderes und nachhaltigeres Afghanistan einsetzt. Wir planen Konferenzen und Schulungen mit anderen Netzwerk-Mitgliedern. Über Onlineplattformen wie Facebook möchten wir das Bewusstsein schärfen und Informationen über nachhaltige Landwirtschaft der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.“

Weiterhin ist beabsichtigt, Forschungsergebnisse auszutauschen, Fachtagungen anzubieten, Anleitungsvideos zu erstellen und dazu beizutragen, die Arbeit der Netzwerk-Partner für neue Interessenten im ganzen Land bekannt zu machen.
Auch die Zusammenarbeit mit Schulen ist ein Baustein dieses Projekts. Im Rahmen von Schulpartnerschaften sollen afghanische Kinder in Zukunft die Bedeutung ökologischer Nachhaltigkeit sowie grundlegende gärtnerische Fähigkeiten
erlernen. Dies soll zukünftigen Generationen Afghanistans das Wissen und die Fähigkeit an die Hand geben, um verantwortungsvoll mit der Schöpfung umgehen zu können.

Stand: April 2021

Psychische Gesundheit

Afghanistan ist eines der Länder mit dem höchsten Anteil an psychischen Erkrankungen (People with Psycho Social Disability - PPSD). Deshalb ist zu erwarten, dass die Zahl der Menschen zunehmen wird, die aufgrund der Pandemie unter Trauma-Symptomen leiden. Eine enorme psychische Belastung des Gesundheitspersonals und der breiteren Bevölkerung ist zu beobachten.

Das Programm für psychische Gesundheit unseres Partners wurde 2018 gegründet und besteht aus sechs miteinander verbundenen kommunalen Projekten in der Provinz Herat. Sowohl auf Ebene der Familie und der Gesellschaft, als auch bei den Gesundheitsdiensten soll die psychische Stabilität gestärkt werden. Durch eine Art Telefonseelsorge werden momentan Corona-Erkrankte und Personen, die psychische Unterstützung benötigen, beraten. Global Team unterstützt diese Arbeit finanziell.

Stand: April 2021

Palliativmedizin

Palliativmedizin dient Patienten mit aktiver, fortschreitender, weit fortgeschrittener Erkrankung mit einer begrenzter Lebenserwartung. Während es in Afghanistan derzeit keine Palliativmedizin gibt, soll dieses 2020 gestartet Palliativmedizin-Projekt dazu beitragen, dass die Kapazitäten des lokalen Gesundheitspersonals in grundlegender Palliativversorgung aufgebaut werden, und auch Patienten, Familien zu lehren, was sie in solchen Situationen selbst tun können. Wenn die gesamte Gemeinschaft zusammenkommt, um einen Patienten zu unterstützen, können Patienten in Würde leben und sterben.

2020 kam das Projekt-Team zusammen, um Lehrmaterialien zu entwickeln und die Zukunft des Projekts zu planen. Über eine weite Zusammenarbeit sollen Prinzipien und Praktiken zur Palliativversorgung im Land bekannt gemacht werden. Hierfür werden zunächst Fachkräfte für das Projekt ausbilden, und dann die Bevölkerung, Ärzte, Patienten und Familien befragt, um festzustellen was benötigt wird. Danach werden lokale Ärzte über die Grundlagen der Palliativmedizin unterrichten und ein Überweisungssysteme für das Projekt einrichten. Wenn ein Patient an das Team überwiesen wird, treffen sie sich mit dem Patienten, seiner Familie und ihren Ärzten im Krankenhaus, um eine eine Beziehung zum Arzt aufzubauen und die Familie in das Projekt einzuführen. Später werden Patienten zu Hause besucht und zu betreuen. Während des Erstgesprächs mit der Familie bespricht das Team die Ziele der Pflege und arbeitet gemeinsam mit der Familie an einen Pflegeplan. Zu Beginn wird das Team bei der Pflege unterstützen, aber das Ziel ist die Übergabe die Verantwortung für die Pflege an die Familie. Global Team unterstützt auch diese Arbeit finanziell.

Stand: April 2021

Strom aus erneuerbaren Energien für abgelegene Dörfer (2013 abgeschlossenes Projekt)

Der Schwerpunkt dieses Projektes sind Mikro-Wasserkraftanlagen mit 5 - 100 kW nutzbarer elektrischer Leistung für abgelegene ländliche Gegenden im Norden von Afghanistan. In Zusammenarbeit mit der afghanischen Regierung werden Standorte ausgewählt, die in naher Zukunft nicht vom Hauptverteilungsnetz erreicht werden können. Die Projekte werden auf Initiative der Dorfgemeinschaft durchgeführt. Wir legen Wert darauf, dass die Dorfgemeinschaft sich von Anfang an als Besitzer und Betreiber der Anlage versteht. Der Einsatz der Dorfgemeinschaft amortisiert sich nach 3-5 Jahren durch Einsparung von fossilen Brennstoffen und Nutzung neuer Verdienstmöglichkeiten.

Die Nationale Entwicklungsstrategie Afghanistans (Afghan National Development Strategy – ANDS) sieht vor, dass bis 2013 insgesamt 25 Prozent der Haushalte in ländlichen Gebieten mit Elektrizität versorgt sein sollen. Somit ist dieses Projekt relevant im Bezug auf die strategischen Rahmenbedingungen im Land. „Während 2001 nur sechs Prozent der Afghanen Zugang zu öffentlicher Stromversorgung besaß, sind es heute rund 21 Prozent. Trotz dieser Fortschritte bleibt die Versorgung mit Elektrizität weiterhin unzureichend und stellt nach wie vor eines der größten Hemmnisse für wirtschaftliches Wachstum und soziale Entwicklung in Afghanistan dar. Daher bemüht sich die afghanische Regierung mit Unterstützung der internationalen Gebergemeinschaft intensiv um einen Ausbau der Energieinfrastruktur: Allein 2011 ist die Betriebsleistung – die Summe aus inländischer Energieerzeugung und Stromimporten – um rund 8,7 Prozent gestiegen.“ (Fortschrittsbericht der Bundesregierung zur Lage in Afghanistan 2012. S.23)

Installierte Kleinwasserkraftwerke 2010-2013

Um was geht es in diesem Projekt? Das Planziel wurde wie folgt definiert, welches durch dieses Projekt in diesem Zeitraum erreicht werden sollte:

Oberziel

Verbesserung der Lebensqualität und der ökonomischen Situation ländlicher Fa­milien in Badakhshan, Faryab und Kabul durch Verwertung von erneuerbaren Energien

               

Projektziel       

Stromversorgung für  5.600 Kernfamilien im Projektgebiet. Die installierte elektrische Leistung reicht mindestens für Beleuchtung und Kleinverbraucher aus (mindestens 60 Watt pro Kernfamilie – Mutter, Vater, Kinder). Durch die Nutzung der elektrischen Energie spart eine durchschnittliche Familie bis zu 4.800 Afghani (ca. 63 €) pro Jahr und eröffnet neue Möglichkeit für Einkommen schaffende Erwerbstätigkeiten.

Die Projekte wurden auf Initiative der Dorfgemeinschaften durchgeführt. Wir legen Wert darauf, dass die Dorfgemeinschaft sich von Anfang an als Besitzer und Betreiber der Anlage versteht. Es wurde die Erfahrung gemacht, dass eine starke Eigenbeteiligung ein wichtiger Ansatz ist um dies zu erreichen. Die Dörfer engagieren sich sowohl finanziell als auch durch lokal vorhanden Materialien. Zusätzlich beteiligen sich die Dorfgemeinschaften beim Bau der Anlage durch ihre Arbeitskraft. Sie graben und finanzieren den Zulaufkanal eigenständig. Das Dorf ist auch für die Finanzierung der Strommasten zuständig. Der Einsatz der Dorfgemeinschaft amortisiert sich hauptsächlich durch Einsparung von fossilen Brennstoffen, die bisher zu Beleuchtungszwecken eingesetzt wurden.

Insgesamt wurde durch dieses Projekt 347 KW/h elektrische Leistung an 59 Standorten installiert, die mindestens 5877 Haushalte zugute kommt. Die durchschnittlichen Gesamtkosten einer Wasserkraftanlagen (und somit der Stromanschluss) bezogen auf einen Haushalt liegt zwischen 150 - 175 €. Dieses Projekt wurde vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ)  mit 75% bezuschusst. Die restlichen Mittel mussten durch Global Team über Spenden und durch die Eigenbeteiligung vor Ort eingebracht werden.

Im Bezug auf die Wirkungen ist festzustellen, dass die Anlagen primär die Bedürfnisse ländlicher Familien nach nächtlicher Beleuchtung, sowie die Versorgung von Kleinverbrauchern befriedigen. In einer Evaluierung wurde nachgewiesen, dass die Nutznießer die Verbesserung ihrer Lebensqualität durch das Projekt sehen: verbesserte Bildungsmöglichkeit und eine Intensivierung der sozialen Kontakte durch Nutzung der Abendstunden, Zugang zu Informationen (Radio, Fernsehen), Verbesserung der Kommunikation (Mobiltelefone), und verbesserte Gesundheit der Atemwege durch den Wegfall der Öllampen. Die Wirkung der verbesserten Lebensqualität, wie im Oberziel formuliert, ist damit erreicht worden.

Der zweite Aspekt, nämlich die Verbesserung der ökonomischen Situation ländlicher Familien durch die Nutzung des Stroms, außer der Kosteneinsparungen durch den Wegfall der Brennstoffe für Beleuchtungszwecken, bedarf zusätzlicher Schulungs- und Förderungsmaßnahmen, die bisher jedoch durch das Projekt noch nicht ausreichend abgedeckt werden konnten.

Land und Leute in Afghanistan 

Fläche: 652.225 km2. Schwierig zu erschließendes gebirgiges Binnenland in Südwestasien. Hauptgebirgssystem: Hindukusch, über 1.000 Kilometer lang, mittlere Höhe ca. 4.300 m, höchster Berg 7 690 m. Nur 12 % der Landesfläche kann für den Ackerbau genutzt werden. Hauptstadt: Kabul.

Einwohner: ca. 30 Millionen (keine realistische Volkszählung bis jetzt durchgeführt). 4 Volksgruppen: Paschtunen (im Süden des Landes angesiedelte ethnische Gruppe); Tadschiken (meist nördlich von Kabul und in Kabul selbst wohnhaft); Usbeken; Hazara (schiitische Minderheit, spricht Dari). Mittlere Lebenserwartung: 48 Jahre. Neugeborenensterblichkeit: ca. 144 auf tausend Geburten. Fast nirgendwo sterben mehr Mütter bei der Geburt. Analphabetismus: Frauen ca. 85%, Männer ca. 52%. 79 % der Bevölkerung leben auf dem Land, 70 % arbeiten in der Landwirtschaft (Bewässerungsfeldbau, extensiv genutzte Weiden, nomadische Viehhaltung).

Erzeugnisse: Weizen, Mais, Reis, Gerste, Obst, Baumwolle, Zuckerrüben.

Wirtschaft: Das zweitärmste Land weltweit. 23 Jahre Krieg und Bürgerkrieg hemmten jegliches Wachstum und haben fast die gesamte Infrastruktur in Schutt und Asche gelegt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt ca. 20 Mrd. US-$ (Stand 2003). Bei der Entstehung des BIP ist der Landwirtschaftssektor mit geschätzten 60 % beteiligt, die Industrie mit ca. 15 % und Dienstleistungen mit 25 %. Etwa die Hälfte des BIP beruht auf dem Verkehr von Opium (Quelle: Wikipedia.) Bodenschätze: Erdgas, bedeutende Eisenerzvorkommen, Gold, Silber, Kupfer, Beryll, Lapislazuli, Kohle, Salz. Verkehr: kein Eisenbahnnetz, 21 000 km zumeist unbefestigte Straßen.

Politik: erster demokratisch gewählter Präsident: Mohammad Ashraf Ghani, gewählte Bundes- bzw. Provinzparlamente. Krieg / Bürgerkrieg im Süden des Landes.

Religion: Islam (ca. 84% Sunniten, 15% Schiiten und 1% andere Richtungen), einige Hindus und Sikhs.

Weitere Informationen zu Afghanistan gibt es auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes.